Wir beschäftigen uns damit, was es heißt, Verantwortung für das Wohlergehen einer Jeden in unserem Kreis zu übernehmen. Wir wollen unterschiedliche Formen von Machtmissbrauch bewusst machen, diese verhindern, bearbeiten, verringern, zerstören.
Im Laufe vieler durchwanderter Tage, durch Gespräche und Situationen, in denen wir uns nicht voreinander verbergen können, lernen wir Laninger uns auf intensive Art kennen. Oft genügt schon eine einzige Sommerfahrt und wir haben das Gefühl, die neu zu uns gestoßenen Mädchen und Frauen seit Ewigkeiten zu kennen.
Dieser herzliche, aufrichtige und offene Umgang, den wir so genießen und uns wünschen, kommt nicht von allein auf. Er entsteht durch bewusstes Vorleben einer jeden. Die Art und Weise wie wir die Gruppe an unserem Blick auf uns selbst und die Welt teilhaben lassen, ist dabei zentral.
Wir Älteren tragen dabei viel Verantwortung. Wir begleiten junge Mädchen auf ihrem Weg. Ihnen stellen sich viele Aufgaben in ihren eigenen Entwicklungsprozessen. Ihre psychische und körperliche Unversehrtheit ist dabei das höchste Gut. Deshalb stellt sich uns immer wieder die Frage: Wie können wir unsere Jüngeren und auch uns Ältere dabei unterstützen, diese Unversehrtheit zu schützen und das eigene Bewusstsein für sich selbst zu stärken?
Bei uns können Mädchen wachsen, wenn wir auf Fahrt gehen und sich als mutig und stark erfahren. Aber wir sprechen miteinander auch über Unsicherheiten, Grenzen oder deren Überschreitungen. Wir möchten den Blick schärfen, um Unrecht und (sexuelle) Grenzverletzungen zu erkennen.
Niemand hat das Recht die Grenzen der Anderen zu verletzen – auch und gerade in unserem eigenen vertrauten Kreis, in dem Geborgenheit und Freundschaft regieren sollen. Wir möchten aufeinander acht geben und in der Vertrautheit, die uns verbindet, stets das rechte Maß aus Nähe und Distanz einer jeden respektieren.
Wir möchten unsere Jüngeren ermutigen, ihr Recht einzufordern und ihre Grenzen aufzuzeigen.
- Jede hat das Recht, die eigene Meinung und eigene Vorschläge einzubringen.
- Jede hat das Recht, selbst zu bestimmen, ob, wann, wo und von wem sie fotografiert oder gefilmt werden will.
- Jede hat das Recht, fair behandelt zu werden. Niemand hat das Recht, jemandem zu drohen oder Angst zu machen. Egal ob mit Blicken, Worten, Bildern, Spielanleitungen oder Taten! Niemand darf jemanden erpressen, ausgrenzen, abwertend behandeln oder schlagen!
- Jede hat das Recht, selbst zu bestimmen, wie nahe jemand wann, wie und wo ihr kommt. Niemand darf andere gegen den Willen berühren, massieren, streicheln, küssen, die Geschlechtsteile berühren und drängen, das mit jemand anderen zu tun.
- Jede hat das Recht, NEIN zu sagen und sich zu wehren, wenn jemand ihre Gefühle oder die von jemand anderem verletzt! Jede kann NEIN sagen mit Blicken, Worten oder durch die Körperhaltung!
- Jede hat das Recht, nicht mit zu machen, wenn ihr ein Spiel Angst macht, sie etwas eklig findet oder sich unwohl dabei fühlt.
- Jede hat das Recht, sich Unterstützung bei Anderen zu holen. Wenn sich jemand unwohl fühlt oder es ihr schlecht geht: Hilfe holen ist
kein Petzen und kein Verrat!
Gerade in der vertrauten Gruppe können wir einen Umgang für die manchmal unfreundlichere, restliche Welt üben. Wir ermutigen uns gegenseitig, unsere Augen überall offen zu halten: in der Schule, in der Familie und im Freundeskreis. Denn was wir uns in Laningen erarbeiten, können wir auch in die Welt hinaus tragen.
Dies ist eine Momentaufnahme unserer fortlaufenden Auseinandersetzung mit Prävention und dem Umgang mit (sexueller) Gewalt. Ziel sind konkrete Handlungsstrategien, Ansprechpartner*innen, regelmäßige Schulung und Beschäftigung mit dem Thema.